Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Hauptvariante oder Steinitzvariante in Französisch?“

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Beitrag von Kiffing

Bekanntlich spiele ich auf 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 mit 4. e5 die Steinitz-Variante. Das Spiel dreht sich um eine zentrale Bauernkette, die von Schwarz nach dem Rezept von Nimzowitsch an der Basis (d4) angegriffen wird, was Weiß aber nicht vor ernste Probleme stellen sollte. Nach 4. ...Sfd7 5. f4 c5 6. Sf3 Sc6 7. Le3 cxd4 (7. ...a6!?) 8. Sxd4 Lc5 9. Dd2 0-0 10. 0-0-0 a6 scheint mir das Spiel relativ remislastig zu sein. Zwar hat Schwarz ein Figurenübergewicht am Damenflügel, während Weiß am Königsflügel sein Spiel aufziehen kann bei noch ungeklärter Situation am Zentrum. Aber ein wirklich gefährliches Spiel ist nicht in Sicht, weswegen Weiß hier in langfristigen Kategorien denken sollte. Ich selbst spiele hier gerne 11. h4 mit Vorpreschung des Randbauern, um beim Schwarzen Schwächen oder Linienöffnung zu erzielen. Nun habe ich aber mehrmals gehört, daß die Hauptvariante mit 4. Lg5 wesentlich ambitionierter sein soll als die Steinitzvariante. Ich erwäge von daher, auf die Hauptvariante umzusteigen. Daß die Hauptvariante Schwarz vor mehr Problemen stellt, glaube ich gerne. Aber ist sie auch besser? Diese Frage wird zumindest von der Eröffnungsdatenbank von [URL="http://www.shredderchess.de/online-schach/online-datenbanken/eroeffnungs-datenbank.html"]Shredder [/URL] verneint. Dort heißt es nach den ersten drei Theoriezügen:4. Lg5, 2929 Partien, 55,5%, Elo 2512, Leistung 2548, 1008 Gewinne, 1238 Remisen, 638 Verluste4. e5, 1701 Partien, 56%, Elo 2517, Leistung 2559m, 628 Gewinne, 650 Remisen, 423 VerlusteNach diesen Daten ist zwar die Steinitzvariante nicht so populär wie die Hauptvariante, punktet aber mehr, wenn auch im mikroskopischen Bereich, während die Hauptvariante nicht einmal schärfer zu sein scheint. Was meinen die Kenner der Hauptvariante dazu?

Beitrag von Zapp Brannigan

Vor ein paar jahren wurde 4.Bg5 in super-gm-turnieren schon fast als fehler bezeichnet, weil ja jeder "weiss", dass schwarz nach 4...dxe4 "einfach ausgleicht", vor allem dank der arbeit von Moro in der variante 5.Nxe4 Be7 6. Bxf6 gxf6In letzter zeit scheintes aber auch in der 4.e5 variante, dank der arbeit von Nakamura in der variante Nfd7 5. f4 c5 6. Nf3 Nc6 7. Be3 cxd4 8. Nxd4 Qb6, sehr schwer zu sein irgend was zu bekommen. Ganz abgesehen von der sehr in mode gekommenen variante 7...Be7, was auch gut für schwarz aussieht.Ich denke beide varianten sind gut, in beiden varianten hat weiss chancen auf vorteil und in beiden varianten hat schwarz chancen auf ausgleich. Spiel was dir besser gefällt! Bei 4.e5 musst du die alte hauptvariante mit 7...cxd4 8.Nxd4 Bc5, die etwas neueren varianten 7...a6 und 7...Be7 und die nakamura-variante kennen. Bei 4.Bg5 brauchst was gegen burn (dxe4), McCutcheon (Bb4) und Klassisch (Be7). Hast dir mal gedanken gemacht zu was anderem als 3.Nc3? die "neue" spielweise beim tarrasch ist sehr interessant (3.Nd2 mit späterem Ngf3), die vorstoss-variante mit a3 ist auch ziemlich erfolgsversprechend und aus eigener erfahrung kann ich dir sagen dass alle spieler < 2000 elo mit der abtausch-variante, was ich spiele, total überfordert sind.

Beitrag von Kiffing

Die Tarraschvariante mag ich nicht sonderlich, auch wenn Anatoli Karpov sie gerne angewandt hatte. Tarrasch war ja später auch nicht mehr so begeistert von seiner eigenen Eröffnung. Zum einen kann Schwarz schon aktiv mit 3. ...c5 ins Spiel kommen, und zum anderen gefällt mir auch die Grundidee der Tarraschvariante nicht. Natürlich ermöglicht 3. Sd2 langfristig auf die Unterminierung der Bauernkette mittels ...c5 c3. Aber die Erfahrung hat gezeigt, daß das Spiel auf die Bauernkette Schwarz ohnehin nicht soviel bringt (s. o.). Und für den also ohnehin nicht allzu begründeten Verteidigungsgedanken fehlt ganz einfach offensiv der eigene Springer im Zentrum. Die Abtauschvariante führt m. E. zur ziemlichen Verflachung, weil beide Parteien sich auf der einzigen geöffneten Linie, der e-Linie, gegenseitig neutralisieren können. Schnelle Abtäusche sind dann die Regel. Aber danke, daß Du die vielen Abzweigungen auf die Hauptvariante dargestellt hast. Für einen wie mich, für den die Hauptvariante absolutes Neuland wäre, ist das natürlich viel Stoff und damit ein Gegenargument, von der Steinitzvariante umzusteigen. Auf 8. ...Db6 ist das Bauernopfer nach 9. Dd2 gut. Schlägt Schwarz den Bauern, bekommt Weiß ein super aktives Spiel. Bei 7. ...Db6 muß ich nur aufpassen, daß ich nach 8. Sa4 Da5+ 9. c3 cxd4 nicht den Zwischenzug 10. b4 vergesse. Denn sonst erleide ich wieder einen meiner in letzter Zeit beliebten Figureneinsteller direkt zu Beginn der Partie. :D

Beitrag von Zapp Brannigan

[quote]Die Tarraschvariante mag ich nicht sonderlich, auch wenn Anatoli Karpov sie gerne angewandt hatte. Tarrasch war ja später auch nicht mehr so begeistert von seiner eigenen Eröffnung. Zum einen kann Schwarz schon aktiv mit 3. ...c5 ins Spiel kommen, und zum anderen gefällt mir auch die Grundidee der Tarraschvariante nicht. Natürlich ermöglicht 3. Sd2 langfristig auf die Unterminierung der Bauernkette mittels ...c5 c3. Aber die Erfahrung hat gezeigt, daß das Spiel auf die Bauernkette Schwarz ohnehin nicht soviel bringt (s. o.). Und für den also ohnehin nicht allzu begründeten Verteidigungsgedanken fehlt ganz einfach offensiv der eigene Springer im Zentrum.[/quote]Diese argumentation ist einfach zu oberflächlich. du hast doch den watson gelesen? ausserdem sprach ich ja eben NICHT von Karpovs angehensweise:Karpov spielte so:1.e4 e6 2.d4 d5 3.Nd2 Nf6 4.e5 Nfd7 5 Bd3 c5 6.c3 Nc6 7.Ne2 Das sieht komisch aus, der springer auf d2 geht nach f3 und der springer auf e2 geht nach c3, jeder springer braucht 2 züge anstatt einem, dafür kann aber einiges gewonnen werden: (a) das zentrum kann mit c3 gehalten werden (was bei 3.Nc3 natürlich nicht geht)(b) der läufer kann auf das aktivste feld d3 gestellt werden (was bei der vorstossvariante 3.e5 nur mit dem wohl nicht allzu überzegenden millner-barry gambit möglich ist)Schwarz ist gezwungen, schnell gegespiel zu finden, denn wenn weiss seine entwicklung problemlos beenden kann, steht er besser.Die variante, welche ich empfehle, ist aber folgende:1.e4 e6 2.d4 d5 3.Nd2 Nf6 4.e5 Nfd7 5.Bd3 c5 6.c3 Nc6 7.Ngf3!?Das hat verschiedene namen, gewisse authoren nennen es das kortschnoi-gambit (was ich ziemlich schlecht finde weil kortschnoi dies genau 1x gespielt hat), auf chesspub wirds normalerweise das "univeral-system" genannt. Die idee ist, eine verbesserte vorstossvariante zu bekommen, man hat das zentrum per c3 gestärkt, den läufer aber trotzdem auf d3 entwickelt und der springer aktiv auf f3. Wenn schwarz hier schablonenhaft mit 7...cxd4 8.cxd4 f6?! 9.exf6 (9.Ng5!?) weiterfährt dann steht er einfach schlecht weil weiss sofort die schwäche auf e6 mit Re1 angreiffen kann. Ebenfalls nicht vorteilhaft ist ein plan mit 7...Be7 8.0-0 0-0, der weisse angriff spielt sich von alleine (sieht dann aus wie ein für schwarz schlechter alapin-sizilianer). Wenn scharz irgendwas reissen will muss er sofort pläne ändern, der prinzipielle zug ist 7...Qb6 8.0-0 cxd4 9.cxd4 Nxd4 10.Nxd4 Qxd4 11.Nf3, das berühmte "kortschnoi-gambit". Die evaluirung diese gambits gehen normalerweise von "gute kompensation für weiss" bis "schwarz muss spinnen sowas zu spielen".Die zweite variante für schwarz ist das ziemlich verückt aussehende 7...Be7 8.0-0 g5!?, schwarz versucht den einzigen verteidiger von d4 zu verschäuchen. Dass diese variante ziemlich zweischneidend ist steht wohl ausser frage...[quote]Die Abtauschvariante führt m. E. zur ziemlichen Verflachung, weil beide Parteien sich auf der einzigen geöffneten Linie, der e-Linie, gegenseitig neutralisieren können. Schnelle Abtäusche sind dann die Regel. [/quote]es ist etwas früh von verflachung zu sprechen, wenn nur gerade 2 bauern abgetauscht werden... Das spiel verflacht nur wenn sowohl weiss wie auch schwarz das wollen.Ich spiel das ganze so:1.e4 e6 2.d4 d5 3.exd5 exd5 4.Nf3 (4.c4!?) (a) 4...Nf6 5.c4 von verflachen kann keine rede sein, weiss bekommt einen isolierten bauern, dafür eine bauernmehrheit im zentrum und aktivere figuren. Französischspieler, welche sich gerne hinter verschachtelten bauernketten verstecken haben oft probleme mit den taktiken offener stellungen. Aber objektiv betrachtet ist das natürlich ausgeglichen. Kleiner bonus: nach 1.e4 e5 2.Nf3 Nf6 3.Nxe5 d6 4.Nf3 Nxe4 5.d3 Nf6 6.d4 d5 bekommt man die gleiche stellung und muss nichtmal mehr eine waffe gegen petroff haben(b) 4...Bd6?! 5.c4ebenfalls isolani-stellung, aber der läufer steht auf dem schlechtest-möglichen feld um gegen den isolani zu kämpfen. Diese variante ist der hauptgrund, warum ich 4.Nf3 und nicht 4.c4 spiele, denn lustigerweise gibt es immer noch repertoirbücher, welche 4...Bd6 empfehlen...Im blitz passiert ab und zu mal 5...Ne7 6.c5 ;)(c) 4...Bg4 5.h3 Bh5 6.Qe2 Qe7 7.Be3Diese stellung wurde von Kasparov gerne gespielt, von verflachen kann keine rede sein, das ganze wird ein hochkompliziertes mittelspiel(d) 4...Nc6 5.Bb5 Bd6 6. c4 dxc4 7. d5 a6 8. Ba4 b5 9. dxc6 bxa4 10. O-O Ne7 11. Qxa4 Rb8 12. a3 O-O 13. Nbd2 Rb5 14. Nxc4 ziemlich schräge position, aber schwarz steht irgendwie recht aktiv hier. Ich geh dem normalerweise mit 7.0-0 Ne7 8.Bxc4 mit "normaler" isolani-stellung aus dem weg.Wie gesagt, der abtausch-franzose ist sicher kein widerlegungsversuch des franzosen, schwarz hat gute möglichkeiten auszugleichen wenn er weiss was er macht. Aber remis ist es auf jeden fall nicht, wenn man ein schnelles c4 spielt hat man immer ein interessantes spiel...

Beitrag von Kiffing

Ja, den Watson habe ich gelesen. Und eine seiner zentralen Aussagen in diesem Zusammenhang war die, daß die heutige Praxis (heute ist das Erscheinungsjahr 1998) gezeigt habe, daß Bauernketten auch sehr gut an der Spitze angegriffen werden können. Aber auch hier sehe ich für Weiß in der Steinitzvariante keine Probleme. Schwarz hat erstmal genug auf dem Damenflügel zu tun, und spielt er später ...f6, dann ist natürlich das Feld e6 schwach. Also muß Schwarz den Sd4 abtauschen, und das ist in dieser Variante selten gut. Denn der Sc6 ist eine sehr starke, ideal auf das Zentrum wirkende Figur, während der abgetauschte weiße Springer auf d4 von seinem Läufer ersetzt wird. Das heißt, Weiß behauptet den wichtigen Zentralpunkt d4. Und auch nach 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4. e5 Sfd7 5. f4 c5 6. Sf3 Sc6 7. Le3 cxd4 8. Sxd4 Lc5 9. Dd2 0-0 10. 0-0-0 Sxd4 11. Lxd4 f6 12. exf6 Lxd4 13. Dxd4 Dxf6 (13. ...Sxf6 vermeidet Damentausch, führt aber zu denselben Problemen) 14. g3 Dxd4 15. Txd4 verbleibt Schwarz mit einem rückständigen Bauern auf e6, und Weiß kann über die Zentrallinien Druck auf die hängenden Bauern d5+e6 ausüben. Das heißt, der Angriff der Bauernkette an der Spitze ist in dieser Variante ebenfalls nicht so leicht zu realisieren. Und auch wenn Schwarz den Zug ...f6 besser vorbereiten würde, dann könnte auch Weiß darauf besser reagieren.Aber danke für die Unterscheidung von Karpovs Behandlung von der Tarraschvariante und der von Dir vorgeschlagenen. Du hast Recht, Karpovs Behandlung wirkt auf mich unattraktiv, Deine dagegen wirkt da schon wesentlich interessanter. Und ich würde tatsächlich ernsthaft erwägen, dieses Kortschnoi-Gambit bzw. Universal-System, oder wie auch immer man es nennt, zu spielen, wenn ich relativ sicher sein könnte, daß es auch auf dem Brett erscheint. Wie gesagt, es ist ein interessanter Spielansatz, das Problem ist leider, daß Schwarz auch sehr früh schon ganz anders reagieren kann, etwa mit Tarraschs Lieblingszug 3. ...c5 oder Rubinsteins 3. ...dxe4. Und das waren noch lange nicht alle mehr oder weniger etablierten Fortsetzungen auf 3. Sd2. Das wäre also so oder so sehr viel Stoff. Noch kurz zur Abtauschvariante. Shredder sagt hier, daß Weiß hier 320 mal gewinnt, 332 mal verliert bei 598 Remisen. Das ist erst einmal für eine Weißeröffnung keine eindrucksvolle Statistik, auch wenn ich als Budapest-Gambitspieler sicherlich andere Maßstäbe anlegen sollte. Meine Datenbank aus Fritz 8 ist dagegen noch deprimierender. Hier scort Weiß bei 3. exd5 mit nur 47 Prozent (zum Vergleich: bei 3. Sd2 sind dies 59 Prozent). Die Partieanzahl ist hier mit 172 bzw. 2169 ebenfalls repräsentativ. Übrigens lese ich gerade auf Wiki:[QUOTE] Sie gilt als nicht besonders spannend und wird oft von schwächeren Spielern gespielt, um gegen stärkere Gegner ein Remis zu erreichen. Die symmetrische Bauernstellung und die offene e-Linie sorgen für eine hohe Remisquote. Weiß behält einen gewissen Anzugsvorteil, der jedoch häufig bereits nach wenigen Zügen neutralisiert wird [/QUOTE]:DAber gut, ich gebe Dir Recht damit, daß man diese Eröffnung auch anders behandeln kann. Du hast es überzeugend nachgewiesen. Im selben Artikel wird auch erwähnt, daß Kasparov und Larsen dieses System mit frühem c4 gespielt haben und ihm somit wieder eine Schärfe mitgegeben haben. Im Prinzip habe ich auch nichts gegen den Isolani. Schon Tarrasch sagte, wer Angst vor dem Isolani habe, solle kein Schach spielen. Ich würde es aber begrüßen, wenn dieser sich erst später, aus dem Spiel heraus unter günstigen Bedingungen bilden würde. Hier hat Schwarz alle Zeit der Welt, darauf zu reagieren. Die Vorteile nach 1. e4 e6 2. d4 d5 3. exd5 exd5 4. Sf3 Sf6 5. c4 hast Du aufgezählt, wobei natürlich fraglich ist, ob die „Bauernmehrheit im Zentrum“ Stärke oder Schwäche ist. Dem gegenüber steht aber, daß Schwarz die freien Läufer hat, mit denen er das schwarze Spiel wirkungsvoll unterminieren kann. Jedenfalls werde ich Französisch-Abtausch nun definitiv nicht spielen. Denn beide Extrema, die sich aus dem Spiel heraus entwickeln können, gefallen mir nicht. Weder mag ich die Verflachungen im Französisch Abtausch ohne c4, noch mag ich die vollkommen unübersichtlichen Strukturen, die sich nach Deiner Argumentation mit frühem c4 ergeben können. Wie soll ich da den Überblick bewahren?

Beitrag von zugzwang

Zu den Statistiken im Schach hat jeder eine eigene Meinung, aber okay bei gewisser Partienanzahl, kann man vernachlässigen, ob Meister gegen Amateur oder U10 m/w das Ergebnis verfälscht oder wieviel im Ergebnis falsch editierte Partien enthalten sind.Du, Kiffing, spielst am besten das, was Dich interessiert, Dir Spaß macht und bei Dir positive assoziationen erweckt.Die Statistiken zeigen, daß "französisch" spielbar ist für Schwarz - welch Überraschung.:lach:Ich habe bei Dir noch keinen übergroßen Drang zu verschachtelten Bauernketten entdeckt und Deine Weiß/Schwarz-Sizi-Vorlieben sprechen zumindest dafür, daß Du in Schlachten mit noch nicht erstarrtem und veränderbarem Zentrum erprobt/erfahrener bist.Französisch ist daher eine gefährliche Waffe gegen Dich, weil es ein bißchen zur Verschachtelung drängt, was Dir vllt. nicht so liegt. Aber, wer weiß, evtl. ist Dein Feldschlachtenansatz mit dem offenen Sizilianer ein Spiel gegen Deine eigentlichen Stärken und Deine Natur?!Wenn dem nicht so ist, dann spiel gegen den "Franz" Lg5 wie Kurt Richter:Gib das L-Paar, spiel e4-e5, behalte zentralisierte Springer und rochiere 0-0-0. Und dann die englische Attacke im Franz gegen den sK bei 0-0.Alternativ, weil die "Franzens" häufig theoriebeflissen sind und sich auskennen (gerade weil sie den aufwendigen offenen Sizi mit W/S meiden! = Zeitersparnis usw.), spiel offbeat z.B. 2. c2-c4.Gegen Franz sah und sehe ich immer schlecht aus. Einzig hilft mir KIA, was mir dann irgendwie Spaß macht, den "Franz" nicht überrascht, aber eben nicht sein Alltagsgeschäft ist.

Beitrag von Kiffing

So wie hier:[Event "Podebrady 1936"][Site "MyTown"][Date "1936.??.??"][Round "?"][White "Richter, Kurt"][Black "Stahlberg, Gideon"][Result "1-0"][PlyCount "77"]1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nc3 Nf6 4. Bg5 Be7 5. Bxf6 Bxf6 6. e5 Be7 7. Qg4 O-O 8.O-O-O f5 9. Qh3 c5 10. dxc5 Nc6 11. f4 Bxc5 12. g4 fxg4 13. Qg3 Qa5 14. Kb1 Bb415. Nce2 Ne7 16. Nd4 Bc5 17. Nb3 Qb6 18. Nxc5 Qxc5 19. Bd3 Nf5 20. Qxg4 g6 21.Nh3 Ne3 22. Qg1 Qb6 23. Bxg6 Nxd1 24. Bxh7+ Kxh7 25. Qxd1 Rf5 26. Rg1 Bd7 27.Qg4 Qxg1+ 28. Qxg1 Rg8 29. Qxa7 Bc6 30. b4 d4 31. Ng5+ Rgxg5 32. fxg5 Rxe5 33.h4 Re4 34. Qc5 Kg6 35. Qf8 Rxh4 36. Qf6+ Kh5 37. g6 d3 38. Qh8+ Kg5 39. g7 1-0Er wurde nicht zu Unrecht der Scharfrichter von Berlin genannt, was besonders in der damaligen Zeit bedrohlich klang und auch so gemeint war.Danke für die Idee. Mit dieser Idee muß ich mich mal auseinandersetzen. :top:

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=Kiffing;20681]So wie hier:...[/QUOTE]Oder auch hier:[Event "Podebrady"][Site "Podebrady CZE"][Date "1936.07.15"][Round "9"][Result "1/2-1/2"][White "Kurt Paul Otto Joseph Richter"][Black "Erich Eliskases"][ECO "C13"]1.d4 e6 2.e4 d5 3.Nc3 Nf6 4.Bg5 Be7 5.Bxf6 Bxf6 6.e5 Be7 7.Qg4O-O 8.O-O-O b6 9.h4 c5 10.Nf3 c4 11.Bxc4 Ba6 12.Bxa6 Nxa613.Rh3 Re8 14.Rg3 Bf8 15.Ng5 h6 16.Nh3 Qc7 17.Nf4 Rec8 18.Nh5g6 19.Nf6+ Kh8 20.h5 g5 21.f4 b5 22.fxg5 b4 23.g6 Bg7 24.gxf7Qxf7 25.Qe2 bxc3 26.Qxa6 cxb2+ 27.Kb1 Rc4 28.Qa3 Rac8 29.Rd2Bxf6 30.exf6 Qxf6 31.Rf3 Qg5 32.Qe3 Qxe3 33.Rxe3 R8c6 34.Kxb2Rb6+ 35.Rb3 Kg7 36.Rd3 Kf6 37.Rxb6 axb6 38.c3 b5 39.Rf3+ Kg540.a3 Kxh5 41.Re3 Rc6 42.Kb3 Kg5 43.Kb4 Ra6 44.Rf3 h5 1/2-1/2[Event "GER-SWE m"][Site "Sopot"][Date "1935.??.??"][Round "5"][Result "1-0"][White "Kurt Paul Otto Joseph Richter"][Black "Gideon Stahlberg"][ECO "C13"]1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nc3 Nf6 4. Bg5 Be7 5. Bxf6 Bxf6 6. e5 Be77. Qg4 O-O 8. Bd3 c5 9. dxc5 f5 10. Qh3 Nd7 11. f4 Nxc512. O-O-O Bd7 13. Nge2 b5 14. Nd4 b4 15. Nce2 a5 16. g4 g617. gxf5 gxf5 18. Rhg1+ Kh8 19. Nf3 Qc7 20. Ng5 Bxg5 21. fxg5Rg8 22. g6 Rg7 23. gxh7 Be8 24. Rxg7 Qxg7 25. Rg1 Qxh7 26. Qe3Nxd3+ 27. cxd3 Bh5 28. Qg5 Bg4 29. Qf6+ Kg8 30. h3 Qxh331. Qxe6+ Kf8 32. Qd6+ Kg7 33. Qf6+ Kh7 34. Kb1 Qh2 35. Rc1Ra7 36. Nf4 Qh6 37. Qd8 Bf3 38. Nxd5 Bxd5 39. Qxd5 Kg740. Rg1+ Kf8 41. Qg8+ 1-0[Event "Munich ol (Men)"][Site "Munich"][Date "1936.08.19"][EventDate "?"][Round "4"][Result "1/2-1/2"][White "Kurt Paul Otto Joseph Richter"][Black "Gideon Stahlberg"][ECO "C13"]1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nc3 Nf6 4. Bg5 Be7 5. Bxf6 Bxf6 6. e5 Be77. Qg4 O-O 8. Bd3 f5 9. Qh3 c5 10. dxc5 Nc6 11. Nf3 Bxc512. O-O Bd7 13. g4 Nb4 14. g5 d4 15. Ne2 Nxd3 16. cxd3 f417. Rfc1 Bb6 18. Rc4 Qe7 19. Nexd4 Bxd4 20. Rxd4 Bc6 21. Re1Rad8 22. Rd6 Rf5 23. d4 Rxg5+ 24. Nxg5 Qxg5+ 25. Kf1 Bb5+26. Re2 Rxd6 27. exd6 Qd5 28. Ke1 Bxe2 29. Kxe2 Qe4+ 30. Kd2Qxd4+ 31. Qd3 Qxf2+ 32. Kd1 Qg1+ 33. Kc2 Qc5+ 34. Kd1 Qh5+35. Kc1 Qc5+ 36. Kd1 Qg1+ 37. Kc2 Qxh2+ 38. Kb3 Qg1 39. d7Qb6+ 40. Kc3 Qd8 41. Qd6 Kf7 42. Kd4 g5 43. Ke5 f3 44. Qxe6+Kg7 45. Kf5 1/2-1/2Kurt Richter gegen die erweiterte Weltspitze mit Eliskases und Stahlberg.Somit sollte die Eröffnung auch Dir im Bergischen heutzutage gewisse Chancen einräumen. Trotz datenbanken usw; denn Deine Gegner wiegen 500-1000 Elo-kilogrämmchen weniger als Elis-Stahl und sind auch nicht so hart.Gegen dxe4-Abtauscher schlug der liebenswerte Schach-Scharfrichter erst richtig vom Leder - seine wohl bekanntesten Partien:[Event "Hamburg ol (Men)"][Date "1930.07.13"][Round "8"][Result "1-0"][White "Kurt Paul Otto Joseph Richter"][Black "Leonhard Abramavicius"][ECO "C11"]1.d4 d5 2.Nc3 Nf6 3.Bg5 e6 4.e4 dxe4 5.Nxe4 Be7 6.Bxf6 Bxf67.Nf3 Nd7 8.Bd3 O-O 9.Qe2 c5 10.O-O-O cxd4 11.g4 g6 12.h4 Bg713.h5 Re8 14.hxg6 hxg6 15.g5 e5 16.Rh4 Nf8 17.Rdh1 Bf5 18.Qf1Rc8 19.Rh8+ Bxh8 20.Rxh8+ Kxh8 21.Qh1+ Nh7 22.Nf6 Kg7 23.Qh6+1-0[Event "Munich"][Date "1936.08.24"][Round "12"][Result "1-0"][White "Kurt Paul Otto Joseph Richter"][Black "G Alexandrescu"][ECO "C10"]1.e4 e6 2.d4 d5 3.Nc3 dxe4 4.Nxe4 Nd7 5.Nf3 Ngf6 6.Nxf6+ Nxf67.Bg5 Be7 8.Bd3 c5 9.O-O O-O 10.dxc5 Qa5 11.Re1 Qxc5 12.Ne5 h613.b4 Qxb4 14.Rb1 Qa5 15.Bd2 Qxa2 16.Re3 Qd5 17.Rb5 Qd6 18.Rg3Kh8 19.Rxg7 Kxg7 20.Bxh6+ Kg8 21.Qf3 Ne8 22.Qg4+ Kh8 23.Bg7+Nxg7 24.Qh3+ Bh4 25.Qxh4+ Nh5 26.Qxh5+ Kg7 27.Qg5+ 1-0Also, Deine Chancen im Franzosen eine messerscharfe Stellung zu erreichen, sind durchaus gegeben.Weitere offbeat-Alternative: 2. f4Achso, für die Statistik ein kleiner Link - ausschnittweise Erfolgsquote von Richter gegen "Franz":[url]http://www.chessgames.com/perl/chess.pl?pid=82276&playercomp=white&opening=C00-C19&title=Kurt%20Paul%20Otto%20Joseph%20Richter%20playing%20the%20French%20Defense%20as%20White[/url]Okay, es scheint so, als Kurt sich immer mit Otto, Paul und Joseph beraten konnte und viele Köche hier nicht den Brei verdarben.

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=zugzwang;20687]Achso, für die Statistik ein kleiner Link - ausschnittweise Erfolgsquote von Richter gegen "Franz":[url]http://www.chessgames.com/perl/chess.pl?pid=82276&playercomp=white&opening=C00-C19&title=Kurt%20Paul%20Otto%20Joseph%20Richter%20playing%20the%20French%20Defense%20as%20White[/url][/QUOTE]Oha, das ist viel Studienmaterial, aber das greife ich dankbar auf. :D

Beitrag von Zapp Brannigan

Würd mich nicht zu sehr auf den richter-angriff versteifen(a) ist 4...Be7 nur die 3te option von schwarz (nach burn und McCucheon), d.h. du braucht auch noch was gegen die 2 anderen(b) ist es halt, obwohl es cool aussieht, nicht sonderlich gut. der weisse angriff am königsflügel ist ziemlich ungefährlich und der schwarze angriff am damenflügel ist viel schneller. ich sprech aus erfahrung, habe das auch mal gespielt... Gegen 4...Be7 ist sowohl der chatard-angriff wie auch die klassische variante (5.e5 Nbd7 6.Bxe7) gut, die 2te variante ist der grund warum das auf höchstem niveau nicht mehr gespielt wird, wird eigentlich als klares +/= angeschaut...Nochmals zu tarrasch: klar, da gibts noch 2, 3 andere varianten, aber im endeffekt VIEL WENIGER als die ganze Winawer-theorie allein. Das system wird "universal system" nicht ohne grund genannt, weiss bekommt es sehr sehr oft. Gegen 3...c5 geht 4.Ngf3, nach 4...Nf6 bist wieder mit 5.e5 im system, nach 4...cxd4 hast entweder 5.Nxd4 oder 5.exd5, beides sehr interessante abspiele.Noch eine nette off-beat-variante, welche von Carlsens secundant Nepomniachtchi gemeistert wurde und von spassky in der WM gegen petrosjan gespielt wurde:1.e4 e6 2.Nf3!? d5 3.Nc3!? Nf6 (3...d4 4.Ne2 ist ein linksspringer mit mehrtempo, 3...c5 4.exd5 exd5 5.d4 oder 5.Bb5+ ist die marshall-variante, fast schon +/-) 4.e5 Nfd7 5.d4 c5 6.dxc5 Nc6 7.Bf4[Event "World Championship 26th"][Site "Moscow"][Round "19"][Date "1966.??.??"][White "Spassky, Boris V."][Black "Petrosian, Tigran V"][Result "1-0"]1.e4 e6 2.d4 d5 3.Nc3 Nf6 4.e5 Nfd7 5.Nf3 c5 6.dxc5 Nc6 7.Bf4 Bxc5 8.Bd3 f6 9.exf6 Nxf6 10.O-O O-O 11.Ne5 Bd7 12.Nxc6 Bxc6 13.Qe2 Qe7 14.Rae1 Rae8 15.Bg3 a6 16.a3 Qf7 17.b4 Bd4 18.Be5 Bxe5 19.Qxe5 Nd7 20.Qg3 e5 21.f3 Qf4 22.Qxf4 Rxf4 23.Rf2 g6 24.Rd2 Nb6 25.Rde2 Nd7 26.Nd1 b5 27.c3 Rf7 28.Bc2 Kg7 29.Bb3 h5 30.Ne3 Nb6 31.Nc2 Nd7 32.Re3 h4 33.h3 Rf6 34.Nd4 Bb7 35.a4 Rd8 36.Ne2 bxa4 37.Bxa4 Nb6 38.Bb3 e4 39.Nd4 Kh6 40.Rd1 Rc8 41.fxe4 dxe4 42.Ne6 Nc4 43.Bxc4 Rxc4 44.Nc5 Rf7 45.Ra1 Kg5 46.Ra5 Kf4 47.Kf2 Bd5 48.Nb3 Ke5+ 49.Ke2 Rc6 50.Nd2 Ke6 51.Nxe4 Bc4+ 52.Kd2 Rd7+ 53.Kc2 Kf7 54.Re5 Kg7 55.Nd2 Bb5 56.Nf3 Ba4+ 57.Kb2 Rd1 58.R5e4 Rf1 59.Re1 Rxe1 60.Rxe1 Rf6 61.Re4 g5 62.Nxg5 Rf2+ 63.Ka3 Bc6 64.Rxh4 Bxg2 65.Ne4 Re2 66.Nc5 Bf1 67.Rf4 Re1 68.h4 1-0Das ganze kann auch per steinitz-variante erreicht werden (wie im spassky-beispiel), aber mit der 2-springer zugfolge umgehst du bequem die winawer-variante

Beitrag von Zapp Brannigan

Da gerade aktuell:[url]http://www.chessmail.de/game/ac055e624e5a4650[/url]klar kann man da die weisse spielweise (deutlich) verbessern, aber im richter-angriff ist der schwarze angriff irgendwie schneller als der weisse, das manöver Nc6-b4 neutralisiert den agriffsläufer auf d3, danach kommt dank der offenen c-linie ähnlich dem sizilianer ein damenflügelangriff. Das Säuferpaar vs. Springerpaar ist auch nicht zu verachten, schwarz hat dadurch auch noch alle langzeit-trümpfe auf seiner seite. Ich würde im moment zu aljechin-chattard tendieren, auch weil ich mit schwarz dagegen immer total eingehe...