Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Zentrumstypen“

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Beitrag von hako

Hallo :)Ich habe mich die letzten Tage ein wenig mit verschiedenen Zentrumstypen beschäftigt anhand des Buches "Stellungsbeurteilung und Plan" (von Karpow). Dieses führt folgende Arten auf:gechlossenes Zentrum: in der Mitte festgelegte Bauernketten (z.B. geschlossener Spanier)Der Angreifer versucht sich mit einem Flankenangriff, der Verteidiger ebenfalls (am anderen Flügel) oder er wagt einen Gegenschlag im Zentrumstatisches Zentrum: z.B. BenoniDas Zentrum ist hier nicht ganz zugemauert; es gibt offene und/oder halboffene Linien. Die Bauern in der Mitte sind vergelegt.offenes Zentrum: keine Bauern im Zentrumwer Entwicklungsnachteil hat, tut sich hier schwer. Bauernangriffe sind hier fehl am Platz. Es geht um reine Figurenspiele, in dem Vorposten sowie die Kontrolle über Linien und Diagonale von Bedeutung sind.bewegliches Zentrum: Bauernlawinen (z.B. fanzösische Vorstoßvariante, Damenindisch würde ich auch dazu zählen.)Der Angreifer versucht den Übergang in ein geschlossenes Zentrum und will seinen Gegner dabei soweit wie möglich einengen.Der Verteidiger will die Bauernlawine unterminieren und strebt ein offenes Zentrum an.Dynamisches Zentrum: Im Prinzip alles, was sich nicht zuordnen lässt.Der Angreifer will die Lage im Zentrum "klären". Der Verteidiger will die Spannung halten. (Warum auch immer...)Das dynamische Zentrum fand ich nicht sehr gut ausgeführt, weil hier einfach alles möglich ist.Welche Zentrumsarten kennt ihr noch und welche allgemeinen Regeln und Techniken stehen dahinter? Welche Pläne sind tabu? (z.B. Bauernvorstoß im offenen Zentrum).Natürlich kommt es immer auch auf die Eröffnung an, welche Plan der angeblich beste ist (welche sind bewährt haben) ;) aber man will ja nicht tausend Eröffnungen auswendig lernen (ICH zumindest nicht) sondern auch was Schach spielen und seine eigenen Ideen haben! :P :)PS: Bitte keine ganzen Partien posten! Da verliert man zu schnell den Überblick, was jetzt relevant :confused: :confused: ist und mit dem Thema zu tn hat. :-/

Beitrag von Kiffing

Ich kenne die Unterteilung des Zentrums in Stellungen mit einem mobiles Bauernzentrum, einem semimobilen Bauernzentrum, einem statischen Bauernzentrum und einem unklaren Bauernzentrum. Diese Unterteilung ist von Herman Grooten aus Schachstrategie für Vereinsspieler.Zum statischen Bauernzentrum trifft, was Definition und Pläne angeht, genau das zu, was Karpov und Mazukewitsch über das geschlossene Bauernzentrum gesagt haben. Als allerdings wohl eher vages Hilfsmittel kann man hier noch die [URL="http://www.schachburg.de/threads/62-Die-Richtungsregel"]Richtungsregel[/URL] von Jeremy Silman verwenden. ;)Bei einem mobilen Bauernzentrum hat man zwei Bauern im Zentrum und der Gegner keinen. Hier sollten diese beweglichen Bauern auch tatsächlich, am besten mit Figurenunterstützung, in Bewegung gesetzt werden, so daß eine Bauernlawine in Gang kommt. Bei einem semimobilen Bauernzentrum, wo man eine 2:1-Mehrheit im Zentrum hat, trifft dies noch teilweise zu. Bei einem ungeklärten Zentrum erst einmal um das Zentrum gekämpft werden, und überhastete Flügelangriffe sind hier wenig ratsam. Wie Du schon erwähntest, sollten diese meistens nur dann inszeniert werden, wenn man ein notwendigerweise geschlossenes und hinreichenderweise starkes Bauernzentrum hat.Die Unterscheidung in starke Bauernzentren und schwache Bauernzentren hat Grooten übrigens auch gemacht. Wer das Zentrum kontrolliert, kontrolliert das Spiel und hat wichtige Vorteile. Die üblichen Methoden, dagegenzuhalten, wurden auch von Grooten genannt, nämlich Unterminierung (Sprengung) und Blockade. :)Wie wir von Nimzowitsch wissen, kann man auch ohne Bauern ein starkes Zentrum haben. Es kann nämlich auch durch Figureneinwirkung kontrolliert und/oder von Figuren besetzt werden.

Beitrag von chessiscruel

da Schach ein sehr komplexes Spiel ist ,gibt es noch viel mehr Zentrumsformen ,die man hier nicht alle aufzählen kann.ich empfehle die Lektüre 2er Bücher,nämlich "Hans Kmoch-die Kunst der Bauernführung",b.z.w."Euwe-Kramer-Das Mittelspiel",falls du dich mit diesem Thema näher befassen möchtest.Im Übrigen ist es imho veraltert,seine Pläne aufgrund eines gewissen Zentrumtyps zu gestalten,da schach ein sehr konkretes Spiel ist und die Hälfte der Zentrumsstrukturen nicht enstehen können,wenn man ein gewisses Eröfnungsrepertoire hat(ausser man spielt immer etwas Anderes).Daher ist es wichtiger,wie schon Botwinnik vor fast einem Jahrhundert feststellte typische Stellungen zu untersuchen,sprich Stellungsstypen,die im Einklang mit dem Repertoire stehen,was heutzutage mit Chessbase und Houdini noch viel einfacher ist,als anno dazumalich hoffe ich konnte helfenL.G.Michael

Beitrag von hako

Sicherlich ist die Analyse von den Stellungen, in die man üblicherweise reinkommt aufgrund seiner Eröffnungen, die effektivere Methode. Aber ich denke nicht, dass es schaden kann einen allgemeinen Überblick über die Stellungstypen zu haben, sodass man verschiedenene Stellungen ein wenig miteinander vergleichen und vernetzen kann.Die Pläne de rZentrumstypen, welche ich oben genannt habe, sind sowieso sehr grob und bieten einen bestenfalls eine schwache Ordientierung, wenn man mal in einer Stellung keinen Plan hat. Schließlich kann es immer mal vorkommen, dass man in unbekannte Stellungen gerät. Zum Schach gehören schließlich zwei Spieler, die die Stellung bestimmen ;)

Beitrag von chessiscruel

Noch ein gutes ,aber wahrscheinlich vergriffenes Buch vom Sportvewrlag Berlin:Alexander Kotov"Schachstrategie Band 2"(der erste Band ist von Alexander Koblenz und wahrscheinlich noch schwieriger zu bekommen,ich suche ihn als Pdf schon seit über 3 Jahren)

Beitrag von zugzwang

[QUOTE=hako;21612]...bewegliches Zentrum: Bauernlawinen (z.B. fanzösische Vorstoßvariante, Damenindisch würde ich auch dazu zählen.)Der Angreifer versucht den Übergang in ein geschlossenes Zentrum und will seinen Gegner dabei soweit wie möglich einengen.Der Verteidiger will die Bauernlawine unterminieren und strebt ein offenes Zentrum an...[/QUOTE]Die Beschreibung und Zuordnung finde ich nicht glücklich.Französisch-Vorstoß ist für mich das Paradebeispiel des geschlossenen Zentrums.Mit seinen Unterminierungen c7-c5 und f7-f6 strebt Schwarz alles mögliche an - vllt. auch ab und zu ein offenes Zentrum, meistens aber nur ein etwas offeneres Zentrum bzw. einen schwächlichen Bauern d4. Manchmal kann Schwarz sogar gegen d4-e5 spielen ohne f7-f6-Anknabberung.In einer gar nicht so seltenen Variante schließt S sogar mit c5-c4 ab, röchelt lang und knabbert mit f7-f6 und vllt. g7-g5. Ich kenne mich - wie so oft - aber nicht vertieft aus, nur mal gesehen und wiedererkannt...Aus Damenindisch können sehr viele Zentrumsformationen entstehen:Isolani, Widder, hängende Bauern, d4-e6-Konstellationen, Igel-konstellationen.Damenindisch ist wegen der vielen Zentrumsformationen nicht umsonst eine "Profieröffnung".

Beitrag von hako

Ja, da geb ich dir recht, dass meine Beschreibung nicht sauber formuliert ist. Karpow ordnet in einem seiner Bücher die Französich-Vorstoßvariante zum beweglichen Zentrum zu, was jetzt aber nicht heißen soll, dass Karpow empfielt direkt mit c5-c4 zuzuschieben (bringt auch je nach Stellung nichts, da Weiß auf den Königsflügel ausweichen kann). In dem Buch heißt es die aktiven Seite versucht seine Bauern nach vorne zu treiben (sofern sinnvoll versteht sich) und nach abgeschlossener Entwicklung das Spiel auf einen Flügel verlagern.

Beitrag von Mattmonster

hallo schach freunde zu dem thema hat der deutsche gm jörg hickel ein tolles buch rausgegebn ich glaube 2009 Die macht der bauern wo wie ich finde die zentrums typen sehr gut erklärt werden und noch vieles mehr ....hatt einer von euch erfahrung mit dem buch und wie findet ihr es??gruss lonny:confused:

Beitrag von hako

Wie heißt das denn?

Beitrag von Kiffing

lonny meint das Werk: Die Macht der Bauern von Jörg Hickl. Ich selbst kenne das Buch zwar nicht, aber vielleicht helfen Dir, lonny22, diese Rezensionen: [url]http://www.schach-welt.de/bucherecke/die-macht-der-bauern[/url]

Beitrag von Mattmonster

[QUOTE=hako;22000]Wie heißt das denn?[/QUOTE]hatte ich geschriebn aber danke @ kiffing

Beitrag von Mattmonster

ein sehr sehr gutes buch (wenn mann nicht nur auf fritz und co hören will) :heiter: