Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Paul Morphy mein Vorbild !“

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Beitrag von Kiffing

Der Mann heißt Paul Morphy und nicht Paul Morhy. Ich habs mal in der Überschrift geändert. Deinen Beitrag kannst Du noch selbst editieren, wenn Du möchtest. Hab mir jetzt mal die 1. Partie angeschaut, die anderen gucke ich mir auch noch an. Ein typischer Morphy, würde ich sagen, er war der Mann, der den Faktor Zeit ins Schach eingeführt hat. Schnelle Entwicklung war sein Markenzeichen, und damit konnte er seine Gegner, wie wir in der 1. Partie gesehen haben, wirklich überrennen. Auch interessant, wie er die klassische Lehrstellung aufs Brett gezaubert hat, mit Bd4, Be4, Sc3, Sf3, Lc4 und Lf4. Nicht zuletzt werden Anfängern im Eröffnungstraining auch immer die Partien von Paul Morphy vorgeführt. Denn die klassischen Eröffnungsprinzipien, die wir als erstes beigebracht bekommen haben, behandelt Paul Morphy wie keiner vor und keiner nach ihm. Er war für mich, gemessen an der jeweiligen Epoche, der stärkste Spieler aller Zeiten gewesen, siehe: [url]http://www.schachburg.de/threads/70-St%C3%A4rkster-Spieler-aller-Zeiten[/url]Er war seiner Zeit weit voraus, der romantischen Epoche entsprungen. Sein Spiel war bereits logisch, wissenschaftlich und gesetzmäßig.

Beitrag von Kiffing

Solange es nicht die Leertaste ist... :fg:Die anderen Partien sind übrigens auch nett. Wir sehen das klassische erstickte Matt und einen Angriff, den sich jeder Italienisch-Spieler erträumt. Man sieht sehr gut, was man auch mit Linienfiguren so alles anstellen kann.

Beitrag von Kiffing

In einer Morphy-Sammlung darf natürlich seine berühmteste Partie nicht fehlen, die er 1858 in einem Schaukampf in Paris gegen den Herzog von Braunschweig und den Graf Isouard gespielt hatte. Morphy wäre nicht Morphy, wenn er im 8. Zug einen schnöden Materialgewinn den Vorzug gegeben hätte. Stattdessen spielt er weiter in seinem bekannten Stakkato-Tempo die Vorzüge seiner Stellung herunter, opfert eine Figur, um ein gefährliches Fesslungsmotiv um den in der Mitte festgehaltenen gegnerischen König anzubringen und setzt ihn dann mit Damenopfer Matt. Es ist bemerkenswert, wie Paul Morphy es geschafft hat, wirklich jede Figur in den Angriff einzubeziehen. Er war ein Meister nicht nur der schnellen Entwicklung, sondern auch der Kontrolle, der Koordination und der Harmonie! Eine Partie wie aus dem Lehrbuch, eine Partie, die es auch in zahlreiche Lehrbücher geschafft hat! [Event "Schaukampf Paris 1858"][Site "MyTown"][Date "????.??.??"][Round "?"][White "Paul Morphy"][Black "Herzog von Braunschweig und Graf Isouard"][Result "1-0"][PlyCount "33"][TimeControl "300"]{767MB, Fritz8.ctg, MYCOMPUTER} 1. e4 e5 2. Nf3 d6 3. d4 Bg4 4. dxe5 Bxf3 5.Qxf3 dxe5 6. Bc4 Nf6 7. Qb3 Qe7 8. Nc3 c6 9. Bg5 b5 10. Nxb5 cxb5 11. Bxb5+Nbd7 12. O-O-O Rd8 13. Rxd7 Rxd7 14. Rd1 Qe6 15. Bxd7+ Nxd7 16. Qb8+ Nxb8 17.Rd8# 1-0

Beitrag von Kiffing

Diese Partie gegen den leider in Vergessenheit geratenen deutsch-amerikanischen Schach-Enthusiasten John William Schulten zeigt ebenfalls einen Paul Morphy in seiner Vollendung. Es ist erstaunlich wie schnell er trotz Schwarz seinen Gegner zerlegt. Diese Partie zeigt auch, daß man mit Schwarz mit dem Falkbeer-Gegengambit wunderbar das Blatt wenden kann. Denn wenn Weiß das Königsgambit serviert, ist er es eigentlich, der angreifen möchte...[Event "New York"][Site "New York"][Date "1857.??.??"][EventDate "1857.??.??"][Round "?"][Result "0-1"][White "John William Schulten"][Black "Paul Morphy"][ECO "C31"][WhiteElo "?"][BlackElo "?"][PlyCount "42"]1. e4 e5 2. f4 d5 3. exd5 e4 4. Nc3 Nf6 5. d3 Bb4 6. Bd2 e37. Bxe3 O-O 8. Bd2 Bxc3 9. bxc3 Re8+ 10. Be2 Bg4 11. c4 c612. dxc6 Nxc6 13. Kf1 Rxe2 14. Nxe2 Nd4 15. Qb1 Bxe2+ 16. Kf2Ng4+ 17. Kg1 Nf3+ 18. gxf3 Qd4+ 19. Kg2 Qf2+ 20. Kh3 Qxf3+21. Kh4 Nh6 22. Qg1 Nf5+ 23. Kg5 Qh5# 0-1Von Schulten geblieben ist die Schulten-Verteidigung im Evans-Gambit: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.b4 Lxb4 5.c3 La5 6.d4 exd4 7.O-O b5.

Beitrag von Kiffing

Es sind Partien aufgetaucht, die Morphy als 12jähriger spielte. Sein Stil ist bereits voll entwickelt, sein Wunderkind-Charakter deutlich. In dem Artikel erfahren wir, daß Morphy nicht nur von seiner besonderen Begabung, sondern auch von einer schachbegeisterten Familie profitierte. Sein Vater besaß eine Schachbibliothek, in welcher der als Bücherwurm geltende Morphy, der allerdings durch seine Kurzsichtigkeit auch im Spiel mit anderen Kindern beeinträchtigt gewesen war, schon in frühen Jahren gewissenhaft forschte und sich durch sein photographisches Gedächtnis jede Variante einprägen konnte. Zudem war sein Onkel Ernest Morphy einer der besten Spieler der Neuen Welt und in seiner Entwicklung somit ein wertvoller Sparringpartner, an dem er nur wachsen konnte: [url]http://de.chessbase.com/post/paul-morphy-mit-12-bereits-weltspitze[/url]Paul Morphy war Altersgenosse von Wilhelm Steinitz und hatte sich schachlich weitaus schneller entwickelt als jener, welcher noch bei Morphys Europatournee vollkommen unbekannt gewesen war. Insofern beflügelt die kontrafaktische Fragestellung die Phantasie, wie die Schachgeschichte verlaufen wäre, wenn Paul Morphy schachlich am Ball geblieben wäre, anstatt den Schachsport direkt nach seinem Triumphzug durch Europa ein für allemal an den Nagel zu hängen.

Beitrag von Babylonia

Hallo Kornel und Kiffing,eure Beiträge möchte ich noch um zwei Wikipedia-Artikel über Paul Morphy (1837-1884) ergänzen, Paul Morphy wurde übrigens nur 47 Jahre alt.[Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Morphy". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Morphy" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.] (auf Deutsch)[Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://en.wikipedia.org/wiki/Paul_Morphy". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://en.wikipedia.org/wiki/Paul_Morphy" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.] (weitaus ausführlicher auf Englisch)Babylonia

Beitrag von Kiffing

Danke für die Links. An Morphys Beispiel fallen mir einige auch allgemeine Talente auf, die nicht jedem Menschen (bzw. nur sehr wenigen) in die Wiege gelegt wurden, nämlich das perfekte Gedächtnis und das visuelle Vorstellungsvermögen, was der passionierte Blindspieler Morphy ebenfalls besaß. Letzteres kann man sich ungefähr so vorstellen, daß er sich wichtige Stellungen quasi ins Gehirn einbrennen und jederzeit darauf zurückgreifen konnte. Pillsbury und Aljechin beherrschten dies ebenfalls sehr gut, auch Magnus Carlsen ist dafür bekannt.