Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Spanisches Vierspringerspiel Rubinsteinvariante“

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Beitrag von SchwarzerRitter

Guten Tag,okay, ich bin mir nicht ganz sicher, ob hier Eröffnungen die richtige Kategorie ist. Ich habe es gewählt, weil ich vermute die Stellung ist charakteristisch für diese Eröffnung. Meine Ratlosigkeit in der Stellung halte ich aber für ein Unwissen in komplexeren Endspielen.Ich überführte in zwei Partien die russische Verteidigung in das spanische Vierspringerspiel. Ich muss sagen, dass ich unwissend bin, was die Theorie angeht, aber ich denke oder dachte, dass das Vierspringerspiel auch ohne Theorie spielbar sein musste, wenn man sich die nötige Bedenkzeit nimmt. Wir sind dann in die Rubinstein-Variante gekommen. Auf den Weg zur folgenden Stellung hatte ich die ganze Zeit ganz andere Züge für Schwarz berechnet und ich war eigentlich erleichtert als folgende Stellung entstand.[FEN=r1b1kb1r/pppp1ppp/8/1B1P4/3p4/8/PPPPqPPP/R1B1K2R w KQkq - 0 9]r1b1kb1r/pppp1ppp/8/1B1P4/3p4/8/PPPPqPPP/R1B1K2R w KQkq - 0 9[/FEN] Bei der ersten Partie habe ich als Weißer mit dem Läufer genommen. Nach der kurzen Rochade wollte ich Druck auf der E-Linie machen. Schwarz verzichtete freiwillig auf die Rochade. Ich tausche bereitwillig ab und so kam es, dass der unrochierte schwarze König schneller im Zentrum war und das Endspiel beherrschte.[SPOILER]1. e4 e5 2. Nf3 Nf6 3. Nc3 Nc6 4. Bb5 Nd4 5. Nxd4 exd4 6. Nd5 Nxd5 7. exd5 Qe7+8. Qe2 Qxe2+ 9. Bxe2 b6 10. c4 c6 11. O-O Bb7 12. Re1 Kd8 13. Bf3 Kc7 14. d3Bd6 15. b3 a5 16. a3 Rhe8 17. Bb2 g6 18. Bxd4 Rxe1+ 19. Rxe1 Bxa3 20. Be5+ Bd621. Bxd6+ Kxd6 22. dxc6 Bxc6 23. Bxc6 dxc6 24. f3 Kc5 25. Re7 Kb4 26. Rxf7 Kxb327. Rxh7 a4 28. Rh6 a3 29. Rxg6 a2 30. Rxc6 a1=Q+ 31. Kf2 Qd4+ 32. Kg3 Rg8+ 33.Kh3 Qh8+ 34. Rh6 Qxh6# 0-1[/SPOILER]Aus der Erfahrung heraus kam ich von selber auf zwei Ideen. Entweder müsste ich die gleiche Strategie fahren und hier schon mit dem König die Dame nehmen und dann auf Abtausch spielen oder ich müsste mich dem Abtausch verweigern. Inzwischen weiß ich, dass der Engine auch mit dem König schlagen würde.Das tat ich dann auch im zweiten Spiel. Aber mein Plan den Bauern d4 zu gewinnen ist völliger Essig. Ich ersticke beim Versuch schlicht weg meinen Läufer. So habe ich das zweite Spiel verloren. Inklusive Bauern-Lawine auf dem Damenflügen.[SPOILER]1. e4 e5 2. Nf3 Nf6 3. Nc3 Nc6 4. Bb5 Nd4 5. Nxd4 exd4 6. Nd5 Nxd5 7. exd5 Qe7+8. Qe2 Qxe2+ 9. Kxe2 Bd6 10. Kd3 c6 11. Ba4 b5 12. Bb3 c5 13. a4 c4+ 14. Bxc4bxc4+ 15. Kxc4 Ba6+ 16. Kxd4 Rc8 17. Re1+ Kd8 18. c3 Bc5+ 19. Ke4 Re8+ 20. Kf3Rxe1 21. d4 Be2+ 22. Kg3 Bd6+ 23. f4 Bc4 0-1[/SPOILER]Mir fehlen in der Stellung jetzt schlicht die Ideen. Es läuft meiner Meinung nach auf ein Bauernendspiel hinaus und wer dann besser steht und einen Bauern durchboxt gewinnt oder es ist remis. Die Läufer scheinen sehr schwach zu sein (durch das verstopfte Zentrum) und man muss verhindern, dass sich ein Turm sich auf Reihe 7 oder 2 ein Bauernbuffet veranstaltet. Aber mir fehlt zum Beispiel jede Vorstellung dacvon wie ich die Bauern jetzt aufstellen sollte und wo die Läufern hin sollen oder ob sie sogar in der Grundstellung verharrend eher die 2. oder 7. Reihe vor dem Turm schützen müssen.Ich meine, die Stellung scheint doch fast identisch und ausgewogen mit dem einen Makel, dass schwarz im Grunde genommen als erster ziehen darf.Liebe GrüßeSchwarzer Ritter

Beitrag von Zapp Brannigan

Zugfolge angeben wäre gut!1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. Bb5 Nd4 5. Nxd4 exd4 6. Nd5 Nxd5 7. exd5 Qe7+ 8. Qe2 Qxe25.Nxd4 ist eine remisvariante, man spielt aber 6.e5 dxc3 7.exf6 Qxf6 8.dxc3 Qe5 9.Qe2, das endspiel ist sehr remislich. Falls du mehr willst solltest du eine der anlternativen wählen, 5.Ba4, 5.Bc4 oder sogar 5.0-0Was die stellung angeht, die ist halt einfach ausgeglichen. Nahc 9.Be2 hast du ein tempo mehr als dein gegner, nach 9.Ke2 hast du zwar 2 tempi mehr, aber der läufer steht ungünstig auf b5. Ich denke 9.Be2 ist die sichere varianten, danach den läufer auf f3 stellen. Aber am besten gar nicht erst die stellung zulassen!

Beitrag von SchwarzerRitter

Okay, danke erst mal. Ich habe die Partien in dem Spoiler gepackt, weil ich dachte, dass es dann übersichtlicher bleibt. Aber bis auf die Zugumstellung wegen russischer Eröffnung passt das schon. Ich habe auch schon drüber nachgedacht früher etwas anders zu machen und habe mir aufgeschrieben 5. Sxe5!? könnte interessant sein.

Beitrag von Zapp Brannigan

5.Sxe5 ist eine selbstmordvariante:1. e4 e5 2. Nf3 Nf6 3. Nc3 Nc6 4. Bb5 Nd4 5. Nxe5 Qe7 6. f4 Nxb5 7. Nxb5 d6 8. Nf3 Qxe4+ 9. Kf2 Ng4+ 10. Kg3 [quote]ch muss sagen, dass ich unwissend bin, was die Theorie angeht, aber ich denke oder dachte, dass das Vierspringerspiel auch ohne Theorie spielbar sein musste, wenn man sich die nötige Bedenkzeit nimmt.[/quote]Das spanische Vierspringerspiel hat ziemlich viel theorie, vor allem die Rubinsteinvariante, aber es gibt auch noch die symetrische (4...Bb4), die "italienische" (4...Bc5) und die "moderne" (4...Bd6) variante welche man durchaus auch kennen muss. Wenn schon Vierspringerspiel würde ich dir eher das schottische empfehlen, gibt weniger abweichungen, für zu nettem, schnellem spiel.Aber was ist denn so schlimm an russisch? Hier mal eine nette, einfache und eher unbekannte idee:1. e4 e5 2. Nf3 Nf6 3. d4 Nxe4 4. Bd3 d5 5. Nxe5 Nd7 6. Nc3 Nxe5 7. dxe5 Nxc3 8. bxc3 Be7 9. Qh5

Beitrag von SchwarzerRitter

Russisch ist grundsätzlich nicht schlimm. Ich spiele das zur Zeit aber selber mit Schwarz und Online wird das dann oft ins Vierspringerspiel übergeleitet wird. Passiert mir zumindest oft. Wollte daher quasi etwas Erfahrung von der Seite sammeln. :cool: Ansonsten ja, ich habe mich generell mit den Eröffnungsteil in Tarrasch beschäftigt, um alles mal aus zu probieren und weil Tarrasch da das Spanische Vierspringerspiel als das Beste anpreist habe ich das bisher auch meistens genommen.

Beitrag von Kiffing

Vorsicht, gerade, was Eröffnungen und Altmeister angeht, sind diese hoffnungslos hinter der allgemeinen Entwicklung hinterher. Die Spieler, die in der Zeit von Tarrasch wirkten, standen in puncto Eröffnungstheorie noch am Anfang, während seit Aljechin, Fischer und Kasparov im Zuge der von ihnen ausgegangenen analytischen Revolution (Ausdruck von John Watson) das Eröffnungswissen explosionsartig in die Höhe geschnellt ist, und was durch den Einfluß der Computer noch einmal verstärkt wurde. Als Faustregel gilt also, daß die alten Meister uns in Mittelspiel und Endspiel noch eine Menge zu sagen haben, in der Eröffnung gilt dies aber nicht mehr, hier sollte neuere Literatur angestrebt werden. Übrigens hat ganz besonders Tarrasch, der als sehr dogmatischer Altmeister gilt, zahlreiche Dogmen zu Eröffnungsvarianten verkündet, die heute längst widerlegt sind. Hier ein Blick auf einige heute widerlegte Dogmen von Altmeistern, insbesondere Tarraschs zu bestimmten Eröffnungsvarianten: [Hier befand sich ein Link auf die Seite "https://www.schachburg.de/threads/1265-Die-Dogmen-der-alten-Meister?highlight=Tarrasch+Watson". Der Link wurde vom Benutzer mit dem Titel "https://www.schachburg.de/threads/1265- ... sch+Watson" versehen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es möglicherweise erforderlich, diesen Hinweis beizubehalten, da manche Benutzer die Quelle ihrer Zitate von anderen Internetseiten so gekennzeichnet haben. Dieser Hinweis wurde automatisch an Stelle des früheren Links platziert. Falls der Link unangemessen oder ohnehin unerreichbar geworden ist, kann die im Impressum genannte Adresse mit einer Bitte um Entfernung kontaktiert werden.]

Beitrag von Zapp Brannigan

Was Tarrasch erzählt würde ich mit vorsicht geniessen. Ich bin zwar einverstanden mit seiner doktrin, man soll das zentrum besetzen und seine figuren so aktiv wie möglich haben, aber er ist einfach zu dogmatisch. Wie kiffing schon sagte ist die eröffnungstheorie etwas vorangekommen seit Tarrasch.Das spanische Vierspringerspiel ist in letzter zeit wieder etwas in mode gekommen, vor allem dank der 7.Ne2-variante welche von Anand ein paar mal benutzt wird. 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. Bb5 Bb4 5. O-O O-O 6. d3 d6 7. Ne2 Hier noch ein paar artikel:[url]http://www.kenilworthchessclub.org/games/java/2006/anti-rubinstein.htm[/url][url]http://www.kenilworthchessclub.org/games/java/2006/apsenieks-fine1937.htm[/url][url]http://www.kenilworthchessclub.org/games/java/2007/najer-ippolito.htm[/url]

Beitrag von SchwarzerRitter

Gibt es denn etwas, dass ähnlich in die Breite geht(beziehungsweise vielleicht sogar noch mehr, weil das alte Material sich meistens besonders auf die offenen Spiele fokussiert), wo man sagen kann, dass es aktuell ist?Bei Tarraschs Russisch ist mir irgendwo noch aufgefallen, dass er wohl zwar erwähnt hat wie wichtig es ist auf jedes Tempo zu achten, aber dann lässt er weiß einen vielleicht nicht "unnötigen" aber zumindest aufschiebbaren Turm-Zug machen. Nach der Rochade zieht der Turm (aus Gewohnheit scheinbar) auf die D- oder E-Linie, während der Computer an der Stelle einen engagierteren Zug macht. Im Detail müsste ich das aber noch einmal nachschauen.

Beitrag von Zapp Brannigan

Watson hat 3 (oder 4?) Bücher geschrieben welche alle eröffnungen erklären. Ansonsten gibt es zu Russisch eine sehr gute DVD von Rustam Kasimdzhanov.ökonomisch sind auch repertoir-bücher, da hat sich ein starker spieler (IM oder gar GM) die mühe gemacht, ein repertoir zusammenzustellen. Ich persönlich mag die Sachen von Sam Collins.Was du brauchst ist (a) ein weiss-repertoir (b) eine waffe gegen 1.e4 (russisch ist da eine sehr gute option!), (c) eine waffe gegen 1.d4 und (d) eine idee gegen den rest

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Lestat;25928]Was Tarrasch erzählt würde ich mit vorsicht geniessen. Ich bin zwar einverstanden mit seiner doktrin, man soll das zentrum besetzen [...][/QUOTE]Aber in seiner Ausschließlichkeit irrt der praeceptor germaniae letztendlich. Schließlich haben die Hypermodernen nachgewiesen, daß das Zentrum genauso gut durch Figurenfernwirkung kontrolliert werden kann. Gerade das kann in Form von Hebeln gewaltige Sprengkräfte freisetzen.