Schachburg-Archiv: Benutzerthema „Ist Schach Kunst?“

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Beitrag von Kiffing

Die Frage, ob Schach Kunst ist, ist umstritten. Kritiker monieren, daß Schach nur ein "gewöhnliches Brettspiel" sei und übersehen dabei die vielfältigen Interdependenzen des Schachs in der Kulturgeschichte der Menschheit, das immer ein Spiegel der Einstellungen, des Wissens und der Leitbilder der Menschen in ihrer jeweiligen Epoche war und das geistige Leben vor allem in großen Kulturnationen nachhaltig inspiriert hat. Deswegen war für mich eine positive Antwort auf die Frage schon immer klargewesen, daß Schach als [URL="http://www.textlog.de/18833.html"]prometheisches[/URL] Schöpfertum in gegebenen Regeln die gängigen Definitionen von Kunst mehr als eindeutig erfüllt, was auch empirisch dadurch unterfüttert werden kann, daß viele Schachspieler bei einer gelungenen Partie eine gewisse ästhetische Befriedigung verspüren. Zudem können im Schach wie in allen Bereichen der Kunst die Spielstile der besten Spieler in Epochen untergliedert werden.Auch der Schachhistoriker [URL="http://books.google.de/books?id=iRk1WzH0WHEC&pg=PA51&lpg=PA51&dq=Schach+Spielstil+abh%C3%A4ngig+Zeit&source=bl&ots=Qp4jzlTlMb&sig=yvGoMLKGpftB1BWHmvTdZeqnw_8&hl=de#v=onepage&q=Schach%20Spielstil%20abh%C3%A4ngig%20Zeit&f=false"]Edmund Bruns[/URL] beantwortet diese Frage positiv und begründet seine Meinung wissenschaftlich-pointiert:[QUOTE]Das Schachspiel ist ein vom Menschen entwickeltes „Handwerkszeug“, das ebenso wie die „Farben“ sowohl zur Gestaltung von Kunstwerken als auch von geist- und naturwissenschaftlichen Schöpfungen geeignet ist. [...] Dieses Spiel vermag – durch die sich in Zügen und Gegenzügen auf dem Schachbrett verwirklichende Ausdruckskraft seiner symbolischen Ausdruckselemente – Geisteswirkung zu objektivieren, die denjenigen der klassischen Künste und der wissenschaftlichen Forschung analog sind. [/QUOTE]Wie denkt ihr darüber?

Beitrag von cherry

Wenn jemand "just for fun" eine Partie Schach spielt ist es sicher keine Kunst. Wenn jemand eine komplizierte Strategie austüftelt und dabei kreativ wird, dann ja.

Beitrag von Hans_van_Ille

Die Sportbeauftragte hat auf dem Salzkammergutopen in Bad Ischl ihr kurze Ansprache mit: "Für mich ist Schach kein Sport, sondern für mich ist Schach Passion" begonnen.Was macht sie dann hier ? :DAber ich finde das trifft es auch gut, weil man ja bei seinen Partien oft leidet, wenn man schlecht steht, eben wie das "Leiden" in der Kunst.Und wenn Schach schon kein Sport ist muss es irgendetwas sein, und auch wenn die bloßen Stellungen an sich nicht schön sind, so sind es doch die eleganten Springermanöver oder die faszinierenden Strategien im Schach

Beitrag von Kampfkeks

Schach ist durchaus kreativ und hat schöpferische Eigenschaften.Aber man kann mit Schach keine Gefühle ausdrücken, keine Botschaften vermitteln und man schafft auch nichts wirklich Neues. Ich betrachte Schach deshalb nicht als Kunst.

Beitrag von ToBeFree

Die Möglichkeiten, Schach zu einer "Kunst" zu machen, sind schon allein durch die Spielregeln sehr begrenzt. Ich würde Schach nicht als Kunst bezeichnen. Es gibt aber auch andere Dinge, die ich nicht als Kunst bezeichnen würde, die aber als solche anerkannt werden. Ein Beispiel:[url]http://www.abendblatt.de/kultur-live/article2081631/Dortmunder-Museum-Putzfrau-schrubbt-Kunstwerk-weg.html[/url]:D

Beitrag von Kiffing

[QUOTE=Kampfkeks;16459]Schach ist durchaus kreativ und hat schöpferische Eigenschaften.Aber man kann mit Schach keine Gefühle ausdrücken, keine Botschaften vermitteln und man schafft auch nichts wirklich Neues. Ich betrachte Schach deshalb nicht als Kunst.[/QUOTE]Neues schafft man im Schach ja in jeder Partie. Aber auch, was das Ausdrücken von Gefühlen angeht, bin ich nicht Deiner Meinung. Wenn man es so will, dann ist Schach eine menschliche Kommunikation auf abstrakter, metaphysischer Ebene, in welcher alles menschliche Denken, seine Logik, seine Phantasie, sein Wille, sein Kampf, seine Psychologie, aber auch seine Gefühle Platz finden, die als Wissen der Welt in den Notationen chiffriert und gesammelt sind. Es ist eine eigene Ausdrucksform, die nur Eingeweihte verstehen können, weil man wie bei einer Fremdsprache erst einmal den Mikrokosmos dieser Materie erlernen muß. Aber ist das bei einem Besuch in einer Kunstgalerie anders? Brauchst Du da nicht auch Hintergrundwissen über die Epoche des Malers, über das semiotische Universum des Malens (Botschaften, Symbole), um das Kunstwerk verstehen zu können, besonders wenn die Botschaften abstrakter Natur sind?

Beitrag von Kampfkeks

Nach meinem Verständnis handelt es sich um Kunst, wenn jemand absichtlich ein Werk schafft, um etwas auszudrücken oder einfach aus Gründen der Ästhetik.Ein Schachspieler dagegen setzt sich doch in erster Linie ans Brett, um ein Duell zu gewinnen. Und nicht, um ein besonders schönes Werk zu schaffen oder eine (zB gesellschaftskritische) Aussage zu machen.Vielleicht können wir uns darauf einigen, daß besonders schöne Partien mit eleganten oder überraschenden Kombinationen als Kunst bezeichnet werden können. Aber bei einer normalen Partie handelt es sich für meine Begriffe nicht um ein Kunstwerk.

Beitrag von Frank Mayer

Um das Thema von meiner Sicht auf einen Nenner zu bringen:"Allein Schachspielen zu können, ist schon eine Kunst!"Ich hoffe, dass keiner wagt, mir zu widersprechen.Frank Mayer

Beitrag von sorim

Also ich sehe das so, wenn eine Schachkomposition Kunst ist, dann kann es es eine gelungene Schachpartie auch sein.Schließlich gab es auch in der Musik Wettkämpfe siehe Opernwettstreit [url]http://text.habsburger.net/module/mozart-gegen-salieri-0-1-2013-musikalischer-wettstreit-am-kaiserhof[/url]Genauso wie nicht jedes Geklimpere auf dem Klavir / auf der Gittare Kunst ist gilt das selbstverständlich auch für Schach.